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Familienausflug der Hochwälder Kahlköpfe  zum Forellenhof im Trauntal bei Börfink

 Hochwälder Kahlköpfe- Mikroskopiertage 04.02 bis 06.02.2009

Teilnehmer
: Rita Kallfelz, Hans Werner Graß, Winfried Schmitt, Armin Nilles, Peter Barth, Willi Marchina und Dirk Gerstner

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Die Kahlköpfe bei der Arbeit
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Das Leitthema der Veranstaltung:
Erkennen und Unterscheiden von Gattungen und Arten an Hand der Mikromerkmale

04.02.2009

1.Thema:
Gegenüberstellen der Mikromerkmale von: Kuehneromyces mutabilis (Stockschwämmchen) und Galerina marginata (Gifthäubling).
Die Untersuchungen wurden an Exsikkaten durchgeführt. Die Arten wurden zunächst getrennt untersucht (verschiedene Präparate).
Kuehneromyces mutabilis:
Zystiden: Cheilozystiden flaschenförmig, Kopf umgeben von einer hyalinen Masse (Heiligenschein), was aber nicht immer deutlich erkennbar ist.
Größe bis 25µm. leicht cyanophil. Sporen glatt, deutlicher Keimporus Sporengröße: 6,0-7,5 x 3,4-4,6µm
Galerina marginata:
Sporen schwach warzig mit erkennbarer Plage (deutlich sichtbar in  Baumwollblau), deutlich kalyptrat, Größe: 7,7-10,6 x 4,7-6,4 µm dextrinoid und cyanophil
Zystiden: Cheilo- und Pleurozystiden bauchig-flaschenförmig bis 70 µm.
Abschließend wurden Lamellenfragmente vom Stockschwämmchen und Gifthäubling in einem Präparat untersucht. Die in KOH aufgeweichten Fragmente wurden bewusst vermischt, da auch bei Vergiftungsanalysen beide Arten vermischt vorkommen können.
Resultat
: Die Sporen von Stockschwämmchen und Gifthäubling waren klar differenziert durch Sporengröße, Sporenornament (Warzen), Sporenmerkmale (Keimporus, kalyptrat, Plage) und durch Färbung in Melzer (dextrinoid). Keine oder kaum erkennbare Differenzierung ergab die Untersuchung auf Cyanophilität.
 

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Deutliche Unterschiede der Sporen. in Melzer
Große dextrinoide Galerina-Sporen
Stockschwämmchen-Sp. kein Reaktion
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Weniger deutliche Unterschiede
der Sporen in Wasser
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Vergleich der Zystiden
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Galerina Zystiden in Baumwollblau
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Stochwämmchen Zystiden
Gut ersichtliche kopfige, hyaline Masse.
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2. Thema:
Untersuchung von Exsikkaten von
Entoloma sinuatum (Riesenrötling)
Sporen
: Form 5-6-eckig mit Tropfen Größe: 8-10 x 7-10µm
Marginalzellen
: gefunden, deutlich mit Schnallen
Huthaut
: Septen mit Schnallen
 

entoloma_sinuatum_gdi2.jpg
Riesenrötling
400f Vergrößerung
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3. Thema: Untersuchung der Sporen von Macrolepiota procera auf  Metachromasie
Die Untersuchung wurde mittels Brillantkresylblau (BKS) vorgenommen.
Ergebnis: Die Zellwände der Sporen nehmen eine verschiedenartige Färbung an. Die äußere Sporenwand zeigt eine dunkelblaue Färbung, während sich die innere Sporenwand eine purpurrote Färbung annimmt. Eine solche Metachromasie zeigen die Gattungen Macrolepiota, Leucoagaricus und Leucocoprinus.

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Riesenschirmling / Parasol
Metachromatisch:
Sporen in Brillantkresylblau (BKS)
Äußere Sporenwand > dunkelblaue Färbung
Innere Sporenwand > purpurrote Färbung
metachromasie_macrolepiota_kr

 

05.02.2009
Um zu zeigen, dass diese Metachromasie nicht bei der verwandten Gattung Lepiota oder anderen Gattungen vorkommt, wurden die Sporen von Lepiota clypeolaria und Hygrophorus poetarum untersucht. Bei beiden war das Ergebnis negativ, d.h. es konnte nur eine Farbe festgestellt werden.
Zur Unterscheidung von Lepiota clypeolaria und Lepiota ventriospora wurden die Sporen vermessen. Ergebnis: 11,5-13 x 5-6 µm. Bei der vorliegenden Spezies handelte es sich also um L. clypeolaria. Sporen von L. ventriospora müssten viel länger und spindeliger sein ( 17,8 – 22,4 x 4,2 – 5,4 µm).

4. Thema: Siderophile Granulation an Hand von Calocybe ionides.
Ziel: Beherrschen der Technik, um die siderophile Granulation zu zeigen:
1- Aufweichen der Exsikkate in 5%-iger KOH oder Clamaic
2- Tropfen mit Eisenbeize auf Objektträger
3- Lamellenfragment hineinlegen
4- Tropfen mit Karminessigsäure auf Objektträger
5- Lamellenfragment aus Eisenbeize in KES (Karminessigsäure) überführen
6- Erhitzen (Gasfeuerzeug)
7- Wieder in KES überführen und betrachten
Resultat: Der körnige Inhalt der Basidien konnte deutlich sichtbar gemacht werden.

calocybe_ionides_obscurissima_ga.jpg                                      
Unser Exsikkat stammt von HW Graß
Zur Erinnerung hier ein schöner Fund
der Var. des Veilchenblauen Schönkopfs
auch Düsterer Schönkopf genannt von
unserer Exkursion 2006 in Mainz
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siderophil_granu_erb_math.jpg                          
Siderophile Granulation
Hier ausnahmsweise ein Bild
aus dem Standardwerk Erb-Matheis
siderophil_granu_erb_math

 

5.Thema: Untersuchung von Agaricus xanthoderma
Sporen
: glatt, breitelliptisch, reif dunkelbraun, unreif etwas gelblich  Apiculus meist seitlich
Marginalzellen:
blasenförmig, deutlich zu sehen

 

6.Thema: Untersuchung von Velum partiale und Velum universale bei Amanita.
Hier stellvertretend Amanita citrina.
Resultat: Sphaerozysten in Teil- und Gesamthülle reichlich vorhanden

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Zitonengelber Knollenblätterpilz
Elemente aus dem Velum
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7.Thema: Peter hatte einen Fund von einem Eichenstubben mitgebracht.
1. Vermutung auf Grund der makroskopischen Merkmale:
 Ischnoderma benzoinum.  Zweifel waren angebracht, weil der Pilz meist an Fichte wächst.
Die mikroskopische Untersuchung ergab:
Wegen der Sporenform konnte Ischnoderma benzoinum sofort ausgeschlossen werden. Die Sporen hätten allantoid (würstchenförmig gebogen) sein müssen, sie waren aber ovoid (eiförmig). Größe: ~5x4µm. Im Längsschnitt wurden in der Fruchtschicht hakenförmige Seten gefunden, die genau zu Inonotus radiatus passen. Da auch die Sporen und die makroskopischen Merkmale zu Inonotus radiatus (Erlen-Schillerporling) passen, war Peters Fund als Inonotus radiatus bestimmt.

i.radiatus_i.benzoinum_exsik2.jpg                        
Erlen-Schillerporling und
Schwarzgebänderter Harzporling
Vergleichsbilder aus dem Internet
mit unserem I.radiatus Exsikkat
i.radiatus_i.benzoinum_exsik2
inonotus_radiatus_mw3.jpg            
Erlen-Schillerporling
Seten
inonotus_radiatus_mw3
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Erlen-Schillerporling
Seten
inonotus_radiatus_sw

 

 

06.02.2009
8.Thema:
Bestimmen eines Hallimasch (Armillaria spec.)
1.Vermutung: Armillaria mellea
Diese Art soll Marginalzellen mit fingerartigen oder geweihartigen Auswüchsen haben. Wir glaubten solche gefunden zu haben. Sie waren jedoch sehr undeutlich und nur durch Durchfokussieren zu erkennen bzw. zu erahnen. Bei nachfolgenden Präparaten wurden jedoch spindelig-flaschenförmige bzw. geschnäbelte Marginalzellen gefunden. Ansonsten wurden makroskopische Merkmale herangezogen.
Unsere Einschätzung (unter Einbeziehung aller Expertenansichten in der Literatur) war, dass es sich bei unserer Art um Armillaria ostoyae handelte. Ergänzend muss gesagt werden, dass es sich bei den Armillaria-Spezies um Arten handelt, die umstritten, bzw. schwer auseinander zuhalten sind. Dies gilt besonders für Exsikkate.

9.Thema: Bestimmen von Clitocybe alexandri (Buchsblättriger Trichterling)
Auf diese relativ seltene Art  wurde Hans Werner Graß zum ersten Mal bei der Exkursion in Birkenfeld, im Rahmen der JEC Cortinarien-Tagung 2006 in Homburg aufmerksam,. Bestimmt wurde C. alexandri bei dieser Tagung von Francesco Bellu.
Unsere mikroskopische Nachbestimmung bezieht sich auf ein Exsikkat von einem Fund in der Nähe von Geroldstein, bei unserer Eifelexkursion vom 09.10.2008 
Abgrenzung zu Clitocybe inornata:
Sporen: ovoid,   glatt,   farblos, Größe:  ~6x4,5µm,  keine Zystiden.
Bei einem Huthautschnitt sind Inkrustierungen erkennbar.
Durch die Sporen ist C. alexandri klar von Clitocybe inornata abgegrenzt. Diese sind bei C. inornata spindelig, 7,5-10 x 3-4µm.
Auch die anderen Mikromerkmale entsprechen Clitocybe alexandri.

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Buchsblättriger Trichterling,
Unser Untersuchungsexsikkat stammt
von diesem Fund aus Geroldstein, bei
der Eifelexkursion im Oktober 2008
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Buchsblättriger Trichterling
Geroldstein
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Buchsblättriger Trichterling
HDS mit Inkrustierungen
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Buchsblättriger Trichterling
Basidien
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10.Thema:  Betrachten der Mikromerkmale von Stropharia rugosoannulata var. lutea  (Riesenträuschling, helle gelbliche Form)
Zum Abschluss nahmen wir uns einen Pilz vor, der klar erkennbare, deutliche Mikromerkmale hat, auch um die Mikroskopiertage mit einem zufriedenen Gesamteindruck zu beenden
Sporen:  violettbraun,ellipsoid, glatt, dickwandig, mit deutlichem Keimporus. Größe: 10-13 x 7-8µm
Zystiden
: deutlich sichtbare bauchig bis blasige Chrysozystiden mit ausgezogener Spitze. Inhalt nicht erkennbar.
Fazit: Dieser Pilz eignet sich hervorragend für den Einstieg in die Pilzmikroskopie und zu Demonstrationszwecken.

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Riesenträuschling,
Fund von 2007 bei Rehlingen,
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Riesenträuschling
Sp: violettbraun,ellipsoid, glatt,
dickwandig, mit deutlichem Keimporus
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Riesenträuschling
Pleurozystiden
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Riesenträuschling
Bauchig-blasige Chrysozystiden
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Splanchnonema plantani "Massaria"-Krankheit der Platane
Erwähnt werden soll noch ein Platane-Ästchen von Peter Barth, das augenscheinlich nach "Massaria" Befall aussah.
Wissenswertes zum Massaria-Befall:
Die so genannte Massaria Krankheit der Platane, die hauptsächlich aus südländischen Gegenden bekannt ist, wurde in Deutschland erstmals um 2002 beschrieben und verbreitet sich in den letzten Jahren sehr stark, wahrscheinlich infolge von extrem warmen Sommermonaten. Sie wird ausgelöst durch den Ascomycet Splanchnonema platani (Erstnachweis in Deutschland 1929 in Berlin), der eine Rindennekrose mit rascher intensiver Holzfäule verursacht, die schon nach wenigen Monaten zum Bruch von Ästen führen kann.
Wie brisant dieses Thema ist, zeigten Untersuchungen 2005 in Mannheim durch Herrn Dr. Dirk Dujesiefken und Herrn Prof. Dr. Rolf Kehr. Der Pilz befällt vor allem 40 bis70 Jahre alte Bäume und verursacht eine stark ausgeprägte und sich rasch entwickelnde Totholzbildung. Durch den schon relativ starken Befall ihrer Platanen wurde die Stadt Mannheim zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit zum Handeln gezwungen. Allein 2005 wurden 150 000 € für die Beseitigung von geschädigten Ästen veranschlagt. Bei der umfangreichen Untersuchung ihrer gesamten Platanen im Stadtbereich, die sich um die 5000 bewegen (20% des Straßenbaumbestands) wurden für die kommenden Jahren Unkosten von 500 000 € geschätzt.
Hier eine sehr gute Informationsseite, mit Mikro-und Makro-Bilder zu Spanchnonema platani, von Nicolas A.Klöhn / Berlin:    http://www.baumdiagnostik.de (pdf)
Ergebnis unserer Überprüfung:
Bei unseren untersuchten Platanen-Ästchen wurden nur ein paar einzelne Sporen gefunden, die man zwar Spanchnonema platani zuordnen könnte, jedoch für einen seriösen Nachweis nicht ausreichend sind. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Thema bei einem unserer nächsten Mikroskopiertreffen vertiefen werden. Auf jeden Fall werden wir die Platanen in unserer Gegend zukünftig  näher betrachten.

splanchnonema_platani_cf_bp.jpg
Wahrscheinlich Ascosporen
zu "Massaria"
splanchnonema_platani_cf_bp
 
 
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