Exkursion Halberg-Saarbrücken und Mandelbachtal, 07. Mai 2009
Exkursionsgebiete:
Halberg bei Saarbrücken-Brebach: MTB 6708.3, Laubwald, u.a.mit
eingestreuten Esskastanien, die man relativ selten im Saarland findet. Anhand der Zeigerpflanzen muss man den
lehmig- bis sandigen Boden zumindest neutral bis schwach basisch
einstufen.
Mandelbachtal zwischen Ormesheim und Ommersheim: MTB: 6808.2;
überwiegend Laubwald auf Muschelkalk
Teilnehmer:
Peter Barth, Ulrike Barth, Armin Groß, Hans-Werner Graß , Winfried Schmitt, Rita Kallfelz, Armin
Nilles, Erwin Weber und Jörg Witkopp,
Leitung: Willi Marchina
Fundliste:
halberg-07_05_09.xls
Wie meistens bei unseren Exkursionen hatten wir Glück mit dem Wetter, wobei
es für das Frühjahr an diesem Tage eigentlich schon zu heiß war.
Am Vormittag erkundeten wir den Halberg in Saarbrücken-Brebach und am Nachmittag
das Mandelbachtal zwischen Ormesheim und Ommersheim. Damit wir den Tag gut
überstanden, stärkten wir uns am Mittag im Bistro am Funkhaus Halberg (Dank
an Ulrike Barth).
Eigentlich waren für beide Exkursionsgebiete die Voraussetzungen recht gut,
Speisemorcheln zu finden, jedoch sahen wir nur 2 überständige Exemplare oder
auf gudd saarländisch: "alte Schlappe" im Mandelbachtal. Abgesehen von den
Muschelkalkgebieten im Bliesgau und Mandelbachtal sind die Speisemorcheln im
Saarland eher selten bzw. nur sporadisch anzutreffen.
Die Funde waren eigentlich recht unspektakulär, soweit es die Vorort-Bestimmugen betrifft. Bei der nachträglichen Überprüfung des Kleinzeugs kamen jedoch ein paar interessante und fürs Saarland bemerkenswerte Arten ans Licht, die wir hier festhalten wollen:
Folgende 3 aufgeführte Arten wurden an Dr. J.
Schmitt zur Überprüfung und Herbar- Hinterlegung abgegeben.
Sollte die Überprüfung zu anderen Ergebnissen führen, wird dieser Bericht
entsprechend korrigiert.
Dendrothele acerina, Ahorn-Baumwarzenpilz (vom
Mandelbachtal, auf lebendem Acer )
Er überzog große Teile der Stammrinde von Acer mit unregelmäßigen, kleinen,
matt-weißen bis schwach ockergelb ausfärbenden flechtenähnlichen Flecken.
Mikroskopisch auffällig sind die keulig- bis blasigen, dickwandigen Zystiden mit
wurmförmigem Fortsatz. (>Foto).
Literatur: BK2/Nr 47 (unter D. alliacea); Kr1/ 197 ; Pilzflora NW-
Oberfranken 7/87
Laut Dr. J. Schmitt im Saarland noch nicht nachgewiesen.
Conocybe macrocephala, Rillstieliges bzw. Knollenstieliges Samthäubchen
(vom Mandelbachtal, Laubwald, überwiegend Weide, Muschelkalk)
Diese recht hellhütige ins ocker-beige ausblassende Conocybe hat, wie der deutsche Name schon aussagt, zwei
makroskopische Kennmerkmale, die aber laut. Lit.. oft nicht stark ausgeprägt
sind.
Die knollige Verdickung an der Stielbasis zeigte sich erst bei der Nachprüfung
zuhause, nachdem die anhaftenden Erdreste an der Stielbasis entfernt wurden. Auch
die Rillen auf dem Stiel sind bei dem Vorort-Foto nur schwach zu erkennen, wobei
sie jedoch beim Exsikkat-Foto sehr stark hervortreten.
Mikroskopisch sind die fast kugeligen HDS- Zellen ein gutes Indiz gegenüber der
meist keuligen HDS anderer Conocyben. Beschrieben wird noch eine sehr ähnliche
C. abruptibulbosa, die heute aber mit C. macrocephala synonymisiert wird. Anhand
der Größenverhältnisse von Kopfteil zu Länge und Breite der kegelförmigen
Cheilozystiden ist unser Fund C. macrocephala zuzuordnen (> Größenangabe siehe
Mikrofoto).
Literatur: BK4/374 (unter C. abruptibulbosa); Schlüssel A. Hausknecht im Horak; Dr.
J.A.Schmitt: Atlas Pilze. des Saarlandes Nr. 312 und 2277 (>C. abruptibulbosa).
Früher war diese Art öfters anzutreffen, jedoch nach der Checkliste Saarland 2007 wird diese Art
jetzt als RL2 eingestuft mit sehr starkem
Rückgangstrend. Weil es z.Z. nur eine Hinterlegung gibt, möchte Dr. J. Schmitt
diesen Fund ins Herbar übernehmen.
Rosellinia corticium, Große Filzgewebe Kohlenbeere (vom
Halberg auf daumendickem liegenden Eichenast)
Mitgenommen wurde dieser Fund eigentlich wegen der unbekannten, bräunlichen,
relativ festfilzigen Flecken, die sich im Nachhinein als das Subikulum-
Hyphengeflecht dieser Kohlbeere herausstellte. Erst unter der Lupe waren die
kleinen Kohlbeere-Perithezien zu sehen, die vereinzelt und z.T. eingesenkt auf und
zwischen dem Subikulum zu finden waren.
Mikroskopisch waren die Form- und Sporengröße, die asymmetrische Keimspalte,
sowie die Größe und Form des in Lugol J+ reagierenden Apikalapparates
(>Foto)
ausschlaggebend zur Abgrenzung gegenüber anderen Arten der Gattung Rosellinia (~
und Entoleuca).
Literatur.: Tintling Nr. 44 S. 47 (Fredi Kasparek). Wesentliche Hilfe zur
Artabgrenzung bietet die sehr gute französische Pyrenomyceten-Webseite:
http://pyrenomycetes.free.fr/index.htm Sollte sich diese Bestimmung bestätigen, so wäre dies ein Erstnachweis für das
Saarland. Bisherig aufgenommene Funde in der Checkliste 2007: R. aquila, R,
mammiformis, u. R. thelena.
Unbekannte winzige Pyrenomyceten
Bei der Untersuchung eines unbekannten weißen Rindenpilzes auf einem
fingerdicken, trockenen Ahornästchen fanden sich überall
auffällige, dunkelbraune Fremdsporen. Beim Überprüfen der kleinen
Flechtenkeulchen, die sich auch auf dem Ästchen befanden, kamen diese dunkelbraunen
Sporen in Mengen zum Vorschein. Da diese ca. 5mm kleinen, zylindrischen Keulchen
unter der Lupe sehr viel Ähnlichkeit mit Holzkeulen in Miniform hatten (siehe
Foto) und auch die Sporen sehr gut in die Gattung Xylaria gepasst hätten, war es
naheliegend, sich vorerst im Umfeld Xylaria umzusehen. Beim Recherchieren in
diese Richtung war jedoch nirgends
ein Hinweis auf so kleine Holzkeulen zu finden. Zudem waren die
Sporen etwas kleiner als in der Gattung Xylaria normalerweise üblich.
Ein Hinweis von Willi Marchina, dass es sich doch um eine Flechte mit einem
parasitären Pilz handeln könnte, brachte wieder etwas Bewegung in die Geschichte.
Beim Überprüfen mit einer Stereolupe zeigten sich auf allen Teilen des Ästchen, d.h. auf dem rindenfreien Teil
des Holzes, auf der Rinde, auf der gesamten Oberfläche der Flechtenkeulchen sowie auf
bzw. unter dem Rindenpilz winzig kleine schwarze Pyrenomyceten. Die Oberflächenstruktur dieser kleinen
schwarzen Punkte war jedoch auch mit der Stereolupe nicht eindeutig zu erkennen. Es
waren teilweise einzelne, kleine, schwarze, warzige Ansammlungen in der Größenordnung ca.
< 0,1mm, die sich in variablen Formen zu verschieden großen Grüppchen
anhäuften sowie auch in größerflächigen Einheiten auftraten. Auch die Höhe
dieser warzigen Ansammlung war sehr unterschiedlich, jedoch absolut betrachtet
eigentlich so dünn, dass sie mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen waren.
Perithezien waren in dieser inhomogenen Ansammlung nicht auszumachen. Es war
somit auch nicht zwischen einer Stroma und Perithezien zu differenzieren, bzw.
war es für uns nicht ersichtlich. Auch ohne die Ortung der eigentlichen
Perithezien war beim Anschnitt dieser warzigen Ansammlung unter der Stereolupe
überall Sporenmasse ersichtlich.
Vielleicht findet sich noch nachträglich zumindest die Gattung, in denen wir diesen kleinen Pyrenomyceten unterbringen können. Einen Hinweis auf die Einordnung der
Flechte wäre auch interessant.
>> Die Makro-und Mikrobilder zu diesem unbekannten Pyrenomyceten
sind in dem nachfolgenden Unterordner "Pyrenomycet spec" festgehalten.
Unterordner: | pyrenomycet_spec / 9 Bilder |